Selbstverständnis
Wir, die Ganze Bäckerei, treten Antisemitismus, Rassismus, Sexismus und allen anderen Formen von Diskriminierung und Menschenverachtung in unseren Räumen, wie auch überall sonst, konsequent entgegen. Wir versuchen, im Rahmen unserer Möglichkeiten einen Beitrag zur Aufhebung und Überwindung der bestehenden Verhältnisse zu leisten.
Die tägliche Erfahrung von Zwang und Autorität, von Elend und Entfremdung beweist uns: Die Kritik an Verhältnissen, die uns und andere daran hindern, unsere Gesellschaft bewusst zu gestalten und als Individuen darin zu leben, ist genauso unabdingbar wie der Widerstand gegen diese Verhältnisse.
Die Ganze Bäckerei ist kein und kann kein Freiraum sein – Sozialisation und ökonomische Zwänge hören nicht auf zu wirken, nur weil wir die Tür von innen schließen. Allerdings bietet die Ganze Bäckerei Räumlichkeiten und die ihr zur Verfügung stehenden Mittel, für einen zukünftigen Freiraum zu streiten. Dies bedeutet, neben dem Kampf gegen aktuelle Diskriminierungsformen in Wort und Tat, auch, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu hinterfragen, die jene hervorbringen. Dieses Unterfangen wiederum führt uns dazu, idealerweise die bestehende bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft in ihrer Gesamtheit und in ihren Wechselwirkungen kritisch zu analysieren sowie die Voraussetzungen zu reflektieren, unter welchen ihre Überwindung möglich wird.
Bislang wurde und wird dies in einer Vielzahl unterschiedlichster Veranstaltungsformen in der Ganzen Bäckerei versucht: Vorträge und Vortragsreihen, Seminare, Workshops oder auch Filmabende sind hier anzuführen. Ebenso fanden und finden hier diverse politische Gruppen und Initiativen sowie Lesekreise einen Ort für Treffen, Diskussionen und Koordination eigener Aktionen.
Die Ganze Bäckerei wird durch das regelmäßig stattfindende Plenum organisiert. Dieses Plenum steht allen an gesellschaftlicher Emanzipation interessierten Personen offen. Die Strukturen werden eigenverantwortlich und selbstverwaltet organisiert.
Die Ganze Bäckerei wird nicht zum Zweck der Erwirtschaftung von Profit betrieben – sie ist in diesem Sinn unkommerziell, es besteht kein Konsum-, sondern ein Selbstbeteiligungs-Verhältnis. Unsere finanzielle und politisch-inhaltliche Unabhängigkeit von Parteien, staatlichen Institutionen und anderen Zumutungen der bürgerlichen Gesellschaft wird durch Spenden und aktive persönliche Beteiligung gewährleistet. Personen, die regelmäßig anfallende Aufgaben übernehmen, tun dies in der Ganzen Bäckerei ohne Zwang und (auch) im eigenen Interesse.
Spendenkonto
Spendenkonto – Verein zur Förderung der Gegenkultur e.V.
Stichwort: „Selbstverwaltetes Zentrum“
IBAN: DE22700100800646051806
BLZ 700 100 80
Geschichte
Los ging’s im Sommer 2001. Damals gab es in Augsburg nur einen winzigen
Infoladen, der politisch interessierten Menschen als Anlauf- und linken
Gruppen als Treffpunkt diente.
Räume für kulturelle Aktivitäten jenseits von Mainstream und
Verwertungslogik waren – abgesehen vom Provino Live Club – nicht
vorhanden. Vor diesem Hintergrund versuchte die Gruppe „Initiative für
ein Selbstverwaltetes Zentrum in Augsburg“ zunächst, mit
Demonstrationen, Infotischen und anderem, Forderungen an die Stadt zu
richten, daß diese einen der vielen leerstehenden Räume in Augsburg
kostenlos zur Verfügung stellt.
OB Wengert hat sein – im Wahlkampf gegebenes – Versprechen bis heute
nicht eingelöst und so nahm ein inzwischen gewachsener Kreis an
AktivistInnen die Sache selbst in die Hand.
Mit den zuletzt vom Verein „Tür an Tür“ als Flüchtlingsberatungsstelle
genutzten Räumen im Reitmayrgäßchen 4 war ein Objekt gefunden, das
sowohl von der Größe als auch auf Grund der zentralen Lage den
Anforderungen entsprach.
Im Frühjahr 2003 wurde mit den Renovierungsarbeiten begonnen. Wände
mussten verputzt, Böden herausgerissen, Fliesen gelegt und eine
zusätzliche Toilette installiert werden. Noch mitten im
Renovierungschaos bezog der Infoladen im Juli 2003 seinen neuen Raum.
Im Laufe vieler Monate wurden nach und nach der große
Veranstaltungsraum, das Cafe, die Küche und die Toiletten fertig
gestellt, so dass nun, fast 4 Jahre später, ein Ende der stets in der
Freizeit und unentgeltlich erfolgten Arbeiten abzusehen ist.
Nachdem unser Mietverttrag im Dezember 2013 gekündigt wurde, begannen
Wir direkt mit der Suche nach neuen Räumen, und nachdem diese in der
Frauentorstraße 34 gefunden wurden, begannen die intensiven
Arbeitswochen. Dank der tatkräftigen Hilfe vieler Menschen ist dort nun
unser neues Zentrum entstanden und so konnten wir am 07. Juli zum ersten
gemeinsamen Abend einladen.
Die „Initiative für ein selbstverwaltetes Zentrum in Augsburg“ gibt es heute nicht mehr, dafür den Kulturladen in Selbstverwaltung „Die ganze Bäckerei“,
in dem sich politische Gruppen treffen um zu diskutieren,
Veranstaltungen zu planen und durchzuführen. Darüber hinaus ist „Die
ganze Bäckerei“ ein offener Raum für alle Menschen, die an einem
selbstorganisierten, linken Kulturbetrieb in Augsburg interessiert
sind.